Wir sind wieder zu Hause!!!

Und das wichtigste, wir haben die Compostella! Es war nicht einfach, aber nach quälenden Etappen und schmerzenden Füßen sind wir am 29.7. in Santiago eingetroffen. Fast den ganzen Weg von Saint Jean bis nach Santiago sind wir mit Peter aus Österreich gelaufen. Danke für deine Begleitung, du hast uns oft geholfen, den Mut nicht zu verlieren. Und ohne Gero wären wir beide wahrscheinlich mit dem Bus nach Santiago gefahren. Seine Ausdauer, seine Willenskraft sollen hier noch mal ausdrücklich erwähnt werden.

Danke Gero, ohne dich wäre ich nicht angekommen.

Der Dank geht auch in Richtung Stuttgart, in Richtung Frankenland und auch nach Krefeld.

Die Pilgerausweise sind da!!!

Endlich, das Warten hat sich gelohnt.







Gestern mit der Post gekommen! Beide Pilgerausweise, also für mich und für Gero! Es geht also in die heiße Phase. In genau sechs Monaten sind wir unterwegs. Ohne Eva und ohne Saskia. Schade.


Der erste Stempel ist schon drin. Von der Jakobsbruderschaft in Trier. Es sollen noch ca. 25 bis 28 dazu kommen. Für 36 Stempel ist Platz vorhanden. Der zweite Stempel soll am 2.7.2009 in St. Jean Pied de-Port erfolgen. Das ist am Fuße der französischen Pyrenäen. Die erste größere Stadt hinter den Pyrenäen ist Pamplona, Spanien. Ist ca. 70 km von St. Jean entfernt. Da es über die Berge geht, planen wir für diese Etappe mal 4-5 Tage ein. Bekannt ist Pamplona vor allem für die alljährlichen Sanfermines vom 6. Juli bis 14. Juli
Dummerweise ist genau in dieser Woche Pamplonas Touristenattraktion Nummer 1 im Gange. Spätestens dann stellt sich die Frage, Pamplona umlaufen, oder mitten durch den Trubel? Ich bin mir noch nicht sicher.


800 m vom Zentrum Pamplonas entfernt habe ich eine Herberge unter Leitung der Pilgerfreunde Paderborn ausgemacht. Casa Paderborn.



http://homepages.uni-paderborn.de/pilger/Casa_Paderborn/Bilder.html


Die haben einen schönen großen Garten mit viel Wiese, vielleicht können wir dort unser Zelt aufbauen. Dann hätte ich nichts dagegen, mir das Fest mal für einen Tag anzuschauen.

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Puente la Reina
Der nächste markante Punkt etwa 20 km hinter Pamplona ist Puente la Reina. Hier treffen sich die beiden Hauptpilgerwege.

http://puentelareina-gares.net/

Eine mystische Story aus Puente la Reina?

Bitteschön:

Von Zeit zu Zeit taucht in der Nähe von Puente la Reina ein Vogel einer in dieser Gegend nicht heimischen Art auf. Er trippelt zum Fluß hinab, netzt im Wasser seine Flügel und fliegt dann hinauf zum Bildnis der Jungfrau Maria, das sich auf der Brückenbrüstung erhebt. Er säuberte es, ohne sich von der schwatzenden Menge, die sich versammelt, um ihn zu sehen, beirren zu lassen. Er tut seine Arbeit, als sei kein Mensch zu dieser Arbeit bereit. Nach ein paar Stunden flog er wieder fort, verschwand in den Lüften, und jahrelange sieht man ihn nicht wieder. Wenn er kommt, gilt dies als Zeichen dafür, daß gute Zeiten bevorstehen, und das Volk freut sich darüber.



1. Tag, 3.7.2009

Morgens durch die schmalen Gassen von St. Jean Pied de Port geht es sehr steil bergab. Zu dieser Zeit hat meine Uhr mir einen Streich gespielt. Ich war felsenfest davon überzeugt um 6:00 Uhr gestartet zu sein, war aber wohl 8:00 Uhr. So um 9:10habe ich den Schwiegervater angerufen und gefragt wie spät es ist. Der sagte mir dann die richtige Uhrzeit. Dummerweise fragte mein Handy aus mir unerfindlichen Gründen einige Male, ob die Zeitzone angepasst werden sollte. Das ist im Grenzgebiet zwischen Frankreich und Spanien nicht mehr nötig.

Unten am Fluss geht es über eine Brücke. Danach verlassen wir die Zivilisation. Am Tag vorher hat man uns über die Schwierigkeit dieser ersten Etappe aufgeklärt. 27 km nach Roncevaux (spanisch: Roncevalles) ohne die Möglichkeit, sich mit irgentwelchen Sachen zu versorgen. Einzig eine Herberge mit Gaststätte schon nach 8 km in Orisson. Dort haben wir zum ersten Mal mit Peter aus Österreich zusammen gehockt und einen Kaffee und Wasser getrunken. Das Wasser war sehr trübe, man musste es stehen lassen bis es klar war. War wohl gechlort.
Die ersten 10 km sind das schlimmste, was ich jemals an Anstrengung erlebt habe. Von 200 m auf 1000 m. Die Luft wird dünner, später sind wir auf 1400 m Passhöhe und freuen uns auf den Abstieg.

Rein rechnerisch habe wir ca. 200 ml Wasser pro Kopf/Kilometer gebraucht. und das obwohl es eher kühl war. Manchmal mussten wir alle 100 - 150 Meter eine Pause einlegen um meinen Puls runter zu kriegen. Die steilsten Stellen gehen glücklicher Weise über Asphalt. Das sollte sich aber noch ändern.

Bei Sichweiten von 10 - 50 Meter stehen wir plötzlich vor der Herberge in Orisson. Wie aus dem Nichts taucht sie auf. Erst später erfahren wir dass es durchaus besser ist bei kühler Witterung den Pass zu nehmen als bei Hitze. Also sozusagen: "Scheiß auf die Aussicht, aber keinen Sonnenbrand, keinen Sonnenstich und vor allem bessere Ausdauer".

Hier wäre dann der wunderschöne Ausblick über die Pyrenäen gewesen. Auf dieser Etappe geht man sehr oft alleine. Manchmal überholt man Pilger die Pause machen, manchmal wird man von Pilgern währen einer Pause überholt. So erging es uns einige Male mit einer Gruppe bestehend aus dem Peter aus Österreich, Steffi aus Heidelberg, eine aus Philladelphia und eine aus Chicago. Womit der Peter nicht gerechnet hat, ist der Umstand, die drei Mädels waren gut trainiert, und der Peter hatte echte Schwierigkeiten, denen zu folgen. Aber der Peter war voll motiviert, die Mädels waren hübsch anzuschauen!
Langhaarige Schafe! Sollen mal zum Frisör, laufen rum wie Hippies.

Wir verlassen die befestigte Straße und gehen über plattgetretene Wege weiter. Wir müssen immer öfter pausieren, essen Brot, trinken Wasser, schneiden uns ein paar Scheiben Wurst ab, latschen einen oder zwei Kilometer und machen dann wieder Rast. Von außen sind wir klatschnass von Nebel und vom Regen, und unsere Haut ist pitschnass geschwitzt. Bei mir tropft der Schweiß vom Kinn, von der Nase und von der Hutkrempe.

Jetzt sind wir voll Motiviert, es geht bergab!!! Sogar dieser scheiß Nebel verzieht sich. Mittlerweile sind wir 6 Stunden unterwegs.

765 km bis nach Santiago, nicht gerade Erfreulich.

Die berühmte Rolandsquelle, eine Möglichkeit, die Wasservorräte aufzufüllen. Wasser schmeckt gut. (Jedes Wasser schmeckt gut wenn man Durst hat)

Die Motivation ist futsch, es geht wieder bergauf!!!

Endlich bergab! Aber die Freude wärt nicht lange, es geht nämlich so brutal bergab dass die Knie weich wie Pudding werden und im Endeffekt nicht mehr das machen wollen was sie in meinen Augen sollten. Die Knie fangen an zu schlackern, schwellen an und bekommen ganz seltsame Zuckungen, vor allem wenn man steht. Eine Frau steht weinend im Wald, schafft den Weg wohl nicht und wird später mit dem Geländewagen der Feuerwehr aus dem Wald geholt.

Unsere erste Übernachtung auf dem Camino. Die Klosterherberge in Roncevalles. 10:00 Uhr wird abgeschlossen und das Licht ausgemacht. Berührungsängste darf man hier nicht haben. Etagenbetten werden zu Doppelbetten zusammen geschoben, da weiss man manchmal nicht neben wem man aufwacht. Vorher noch Pilgermenü futtern, ist ganz in Ordnung. Peter aus Stuttgart bekommt von mir einen Lehrgang in Sachen Forelle essen. Professor Moon aus Korea, den haben wir schon in Bayonne am Bahnhof getroffen, ist auch da. Er begrüßt uns mit einem freudigen "I have survived". Alle Achtung vor diesem Mann, ca. 1,55 m groß, sehr krummer Gang, aber der powert sich nur so durch die Landschaft. Den sollen wir noch öfter treffen.

2. Tag

Raus aus dem Busch (Wald), rein ins Gasthaus. Hier trinkt Gero seinen ersten Kakao mit Koffein, ColaCao genannt. Sven aus Haltern meinte, der macht seinen Sohn Kokainabhängig.
Hier habe ich auch gleich mein erstes Handtuch vergessen.

In einem kleinem Laden haben wir uns mit Brot und Wasser versorgt.

Nur nicht müde werden.

Peter kommt aus der Nähe von Stuttgart und ist in Ordnung.

Vladimira aus Prag mit Steffi aus Heidelberg.

Noch sind wir eine große Truppe, aber manche wollen Pause machen, manche wollen weitergehen, Bier trinken, Städte anschauen....., viele Leute, viele Meinungen.

Witziger Abend mit Prof. Moon. Das Essen war so schlecht, das hat der Professor fotografiert und seiner Familie nach Korea geschickt.

3. Tag

Eine supermiese, dreckige Unterkunft.

Ist wohl eine alte Schule.

Betonwerk oder so.

Hier haben wir uns alle einen Pilgerstab gekauft.

Mutter und Tochter! Aus den französischen Pyrenäen. Marie-Helene ist Bäuerin und Selbstversorgerin!!! Die kann selber Käse machen und kennt Stopfgänseleber! Und beide können saufen, was das Zeug hält.

4. Tag

In einem kleinem Gartenlokal bei einem rassistischem Inhaber beschließen wir auf Grund des Festes in Pamplona (San Fermin) mit dem Bus eben nach Pamplona zu fahren um von dort aus den Weg wieder aufzunehmen. In Pamplona und Umgebung herrscht der Ausnahmezustand. Das bestätigt uns auch ein Sergant der britischen Armee. Es ist Graham aus der Nähe von London. Der kennt sogar Duisburg. Hier war früher irgendeine Zentrale der britischen Armee. Er geht den Weg zum 4. mal! In einem Gespräch sagte er, es belaste ihm sehr, dass er viele junge Soldaten hat sterben sehen. Er war in Irland, Falkland und Kuwait. Und in einigen Wochen wird er ausgemustert.

In Pamplona ist die Hölle los. Es ist der erste Tag des Festes. Ab morgen rennen die Stiere durch die Stadt. Und wer Mut hat oder bescheuert ist, rennt ein Stück mit.

Überall weiße Menschen mit etwas rot. Von jugendlichen Spaniern werden wir mit "hola, el Locko" empfangen. Das heißt so viel wie "hallo, ihr bekloppten Pilger".
Augen zu und durch.

In den Vorstädten wird es ruhiger und ein Bergrücken tut sich auf. Eigentlich kann uns nichts mehr schocken, aber der Weg ist anstrengend und mühselig.

Langsam kommt der Berg näher.

Fast alle anderen sind in die Stadt zum Feiern abgebogen, nur der Peter hat sich zu uns gesellt. Dafür danke ich ihm.

Der hat auch dieses Foto auf halber Höhe des Berges gemacht.

Der gelbe Pfeil und das blaue Zeichen begleiten uns noch einige hundert Kilometer.

Die letzten Kilometer des Aufstiegs haben wir gerätselt, was uns wohl für eine Landschaft hinter dem Bergrücken empfängt. Da ist nun die Landschaft. Vom Gefühl her würde ich sagen, vom atlantischem Klima zu mediterranem Klima!

Dieses Kunstwerk kenne ich schon lange aus Büchern. Aber als ich es zum ersten mal mit eigenen Augen sah, lief mir ein Schauer den Rücken runter.

Viel haben wir noch nicht geschafft.

Der Abstieg ist wieder mal mühsam. Die nächsten Herbergen sind geschlossen, wir haben weder zu trinken, noch zu Essen. Die erste Herberge in Punte de la Reina hat eine Jugendmannschaft bis auf den letzten Platz belegt.



Am Ortsausgang sollen wir einen steilen Berg hochlaufen, da ist eine Herberge. Nach 30 km schleppen wir drei uns in eine funkel-niegel-nagel-neue Herberge mit Schwimmbad. Wir sahen wohl so fertig aus, ohne zu fragen stellte der Herbergsvater erst Wasser für uns bereit.

5. Tag

Die berühmteste aller Brücken jetzt noch mal im Morgengrauen...

Wetter war nicht toll, aber schwül warm....

Und plötzlich taucht ein Dorf auf, mit Kaffee und Brot und so....


Aber schnell geht es weiter über wirklich uralte Wege.....

Peter macht Posing...

Der Rucksack wird im Laufe des Tages immer schwerer, so von echten 14 kg mit Trinkwasser bis gefühlte 25 kg am Abend.


6. Tag (für Heiner aus KR 8-) )

Dort ist mir der Rucksack geplatzt, peng!

Wenn der helle Boden Wasser wäre, würde es so aussehen wie in den Kroatischen Inseln in Kornatien. Oder umgekehrt.

Hier bekommt man mal ein Begriff von der Weite der Landschaft....

....und evtl. von der Hitze!

....pro Person bitte nur ein Baum.

Habe ich hier den Heiner zum ersten mal gesehen?
Sag doch was.

Na endlich eine Stadt, naja, eher ein kleines Kaff! Kaff auf Spanisch > Pueblo o. ä. .

Da haben wir noch gut gegessen, Pilgermenü!!! Ich glaube hier war das, wo ich anschließend den Herbergsvätern einen riesigen Haufen Weinbergschnecken weg gefuttert habe.

Schuhe dürfen nicht in den Schlafsaal, warum wohl?